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Minister Rainer: Forderungen nach mehr Tierschutz und Verbraucherrechten
Laut foodwatch.org steht Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer in der Kritik, weil der aktuelle Koalitionsvertrag aus Sicht der Verbraucher:innen keine wirksamen Maßnahmen für ein gesünderes und nachhaltigeres Lebensmittelangebot enthält. Foodwatch fordert unter anderem die Anhebung der gesetzlichen Tierschutzstandards, eine Finanzierung der Subventionen für Tierhaltungsbetriebe über eine Tierwohl-Abgabe sowie die Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte.
Eine aktuelle foodwatch-Umfrage zeigt, dass 70 Prozent der Befragten bereit sind, mehr für Fleisch zu zahlen, wenn damit das Tierwohl verbessert wird. 90 Prozent der Menschen wünschen sich bezahlbare Lebensmittel, während 88 Prozent politisches Handeln für bessere Tierhaltung erwarten. Zudem lehnen 85 Prozent an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Produkte ab, und fast 80 Prozent fordern ein Ende der Ackergifte.
| Forderung | Unterstützung in der Bevölkerung |
|---|---|
| Bezahlbare Lebensmittel | 90 % |
| Politisches Handeln für bessere Tierhaltung | 88 % |
| Verbot von Werbung für ungesunde Produkte an Kinder | 85 % |
| Ende der Ackergifte | 80 % |
| Bereitschaft, mehr für Fleisch zu zahlen | 70 % |
Foodwatch kritisiert, dass der Minister im Interview von 1,5 Milliarden Euro Subventionen für mehr Tierwohl spricht, während konservative Expertenschätzungen mindestens das Doppelte als notwendig ansehen. Zudem fehlen verbindliche Tiergesundheitsziele und ein Fahrplan für die Anhebung gesetzlicher Tierschutzstandards.
- Spanien, Irland und Polen haben die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel auf null gesenkt, was zu messbar besseren Verkaufszahlen bei Obst und Gemüse führte.
- Die WHO empfiehlt ein Verbot von Werbung für ungesunde Produkte an Kinder.
- Nur 16 Prozent der in Deutschland eingesetzten Pestizide werden direkt für die Produktion von Lebensmitteln verwendet, während knapp 45 Prozent auf Flächen für Tierfutter, Energiepflanzen oder Genussmittel landen.
„Die Wünsche der Mehrheit der Verbraucher:innen völlig zu ignorieren darf keine Option sein!“ (foodwatch.org)
Infobox: Die Mehrheit der Deutschen fordert konkrete Maßnahmen für mehr Tierschutz, gesündere Ernährung und eine nachhaltige Landwirtschaft. Die Finanzierung und Umsetzung entsprechender Maßnahmen bleibt jedoch umstritten.
Trotz Tierwohllabels: Schwere Missstände in der Schweinehaltung
Wie tagesschau.de berichtet, hat die Tierschutzorganisation Animal Rights Watch (Ariwa) gravierende Missstände in der Schweinehaltung aufgedeckt – auch in Betrieben, die mit artgerechter Haltung werben. In verdeckt aufgenommenen Videos aus 21 zufällig ausgewählten Betrieben wurden unter anderem verletzt und unbehandelt am Boden liegende Schweine, gewaltsames Treiben mit Schlägen und verdreckte Ställe dokumentiert, in denen Tiere teils zentimetertief in ihren Exkrementen stehen.
In zwölf der 21 Betriebe wurden Gesetzesverstöße festgestellt und zur Anzeige gebracht. Die betroffenen Betriebe sind in den Haltungsformen drei und vier kategorisiert, wobei fünf die beste Stufe ist. Das Fleisch dieser Betriebe wird in Supermärkten wie REWE, Edeka und Aldi verkauft. Die Recherchen zeigen laut Experten, dass die Haltungsform wenig an der Realität der Tiere ändert und das Leid weiterhin „mit eingeplant“ wird.
| Jahr | Menschen, die auf Tierwohllabel achten | Menschen, die auf EU-Bio-Siegel achten | Menschen, die vegetarische/vegane Alternativen kaufen |
|---|---|---|---|
| 2015 | 36 % | 47 % | 29 % (2020) |
| 2024/2025 | 65 % | 59 % | 39 % |
Ab August dieses Jahres gilt die Kennzeichnung für frisches Schweinefleisch aus Deutschland verpflichtend. Die Label „Haltungsform“ und das staatliche Tierhaltungskennzeichen kategorisieren die Haltungsbedingungen in fünf Stufen, wobei nur die fünfte Stufe „Bio“ nach der EU-Ökoverordnung zertifiziert ist.
„Das Prinzip Tierwohl funktioniert einfach nicht.“ (Anna Schubert, Ariwa)
Infobox: Trotz steigender Sensibilität der Verbraucher:innen für Tierwohl und Bio-Siegel zeigen aktuelle Recherchen massive Missstände in der Schweinehaltung, auch bei zertifizierten Betrieben.
Skandalöse Tierhaltung: Aufdeckung und Forderungen zum Tierschutz
Nach Angaben von IG Wild beim Wild wurden in Ställen der Haltungsform-Kennzeichnung 3 und 4 sowie bei verschiedenen „Tierwohl“-Labels in sechs Bundesländern gravierende Missstände dokumentiert. Animal Rights Watch (ARIWA) hat gegen 12 der gefilmten Betriebe Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gestellt. Die Aufnahmen zeigen verletzte und unbehandelte Schweine, gewaltsames Treiben und verdreckte Ställe, in denen Tiere zentimetertief in ihren Exkrementen stehen. Stroh ist oft kaum oder gar nicht vorhanden, und die Tiere leben in engen Buchten mit Betonausläufen.
Laut Tierärztin Sophie-Madlin Langner sind dies klare Hinweise auf mangelnde Versorgung, fehlende Schmerzbehandlung und anhaltendes Leiden. Die Organisation fordert einen Ausstieg aus der industriellen Tierhaltung und eine Förderung pflanzenbasierter Ernährung. Das Positionspapier „Alternativen zur Tierhaltung statt Fleischtümelei“ von Faba Konzepte fordert einen Aktionsplan für pflanzenbasierte Ernährung und eine Neuauflage des Chancenprogramms Höfe.
- In 12 von 21 untersuchten Betrieben wurden Verstöße gegen gesetzliche Mindeststandards festgestellt.
- REWE und EDEKA werden aufgefordert, ihre Geschäftsbeziehungen zu den betroffenen Betrieben zu beenden.
„Hinter jedem sogenannten Tierwohl-Label steckt eine Täuschung der Verbraucher*innen. Die Idee von glücklichen Strohschweinen ist eine Illusion.“ (Anna Schubert, ARIWA)
Infobox: Die Aufdeckungen zeigen, dass Missstände in der Tierhaltung keine Einzelfälle sind. Experten fordern einen grundlegenden Wandel hin zu pflanzenbasierter Ernährung und strengeren Kontrollen.
Tierschutz: Hundeverkauf auf der Straße – Minister plädieren für Verbot
Wie der Tagesspiegel berichtet, haben die Verbraucherschutzminister der Länder den Bund gebeten, den illegalen Handel mit Hunden und Katzen stärker einzudämmen. Bei der Verbraucherschutzministerkonferenz in Berlin sprachen sie sich dafür aus, das Tierschutzgesetz so zu ändern, dass der Handel mit Wirbeltieren, die keine Nutztiere oder Pferde sind, auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen verboten wird.
Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) betonte, dass häufig kranke Tiere in Tierheimen abgegeben werden, die zuvor über Online-Angebote auf der Straße erworben wurden. Besonders betroffen sind im Ausland gezüchtete Hundewelpen und Rassekatzen. Das Verbot soll, sofern möglich, auch den privaten Handel umfassen. Der Bund wird gebeten, eine stärkere Gewichtung zugunsten des Tierschutzes vorzunehmen.
- Verbot des Handels mit Wirbeltieren auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen gefordert
- Verbot soll auch für privaten Handel gelten
- Nachvollziehbarkeit der Herkunft der Tiere als zentrales Anliegen
Infobox: Die Minister fordern ein umfassendes Verbot des Straßenhandels mit Hunden und Katzen, um Tierschutz und Gesundheit der Käufer:innen zu gewährleisten.
Quellen:
- Minister Rainer: Jetzt Tierschutz und Verbraucherrechte stärken!
- Opfert Berlin den Tierschutz? Bamberg ist besorgt
- Trotz Tierwohllabels Misstände in der Schweinehaltung
- Wird beim Ludwigsburger Pferdemarkt der Tierschutz beachtet?
- Tierschutz: Hundeverkauf auf der Straße – Minister plädieren für Verbot
- Skandalöse Tierhaltung: Aufdeckung und Forderungen zum Tierschutz












