Tierschutz aktuell: Taubenrettung, Otter-Streit, Kritik an Politik und neue Initiativen

Tierschutz aktuell: Taubenrettung, Otter-Streit, Kritik an Politik und neue Initiativen

Autor: Tierische Freude Redaktion

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Kategorie: News

Zusammenfassung: In Berlin fordern Tierschützer betreute Taubenschläge, Peta kritisiert die Agrarpolitik scharf und Umweltverbände klagen gegen den Fischotter-Abschuss in Bayern.

Tierschutz in Berlin: Taubenrettungsmission und Forderungen nach tiergerechten Lösungen

In Berlin geraten immer wieder Stadttauben in Abwehrnetze und werden dort teilweise tagelang ohne Nahrung und Wasser eingesperrt. Der Tierschutzaktivist Lenni Vorwieger berichtet, dass am U-Bahnhof Wittenbergplatz in Schöneberg mehrere Tauben elf Tage lang in einem Netz gefangen waren. Nach seinem Einsatz wurden die Tiere schließlich von BVG-Mitarbeitern nachts befreit. Ob alle lebenden Tiere gerettet wurden, bleibt unklar. Laut Vorwieger werden Tauben häufig einfach im Müll entsorgt, was auf ein geringes Mitgefühl gegenüber diesen Tieren hinweist.

Schätzungen zufolge leben mindestens 10.000 Stadttauben in Berlin, deren Population stetig wächst. Tierschutzvereine wie Peta und lokale Aktivist*innen kritisieren die gängigen Abwehrmaßnahmen als tierschutzgefährdend und fordern stattdessen die Einrichtung betreuter Taubenschläge. Die Landestierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann sieht darin eine „unbedingte Verantwortung des Landes und der Bezirke“. Auch die Aktivistin Janina Hennig konnte gemeinsam mit dem Veterinäramt und der Hausverwaltung mehrere Tauben aus einem Netz an einem Wohngebäude der Howoge in Lichtenberg befreien.

  • Mindestens 10.000 Stadttauben in Berlin
  • Elf Tage lang Tauben in Abwehrnetz am Wittenbergplatz gefangen
  • Forderung nach betreuten Taubenschlägen als tiergerechte Lösung
„Fast zwei Wochen waren die Tiere ohne Essen und Wasser eingesperrt und keinen hat es interessiert“, so Lenni Vorwieger.

Infobox: In Berlin fordern Tierschutzorganisationen und die Landestierschutzbeauftragte tiergerechte Lösungen wie betreute Taubenschläge, um das Leid der Stadttauben zu beenden. (Quelle: taz.de)

Debatte um Tierschutzbilanz des Agrarministers: Kritik von Peta und Personalentscheidungen

Die Tierschutzorganisation Peta kritisiert die ersten 100 Tage von Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) scharf. Peta-Gründer Harald Ullmann bezeichnet die Tierschutz-Bilanz als „beschämend“ und wirft dem Minister vor, den Tierschutz zu „verraten“. Zu den Kritikpunkten zählen die Beibehaltung der umstrittenen Anbindehaltung von Rindern, die geplante Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht sowie die Absetzung der parteilosen Tierschutzbeauftragten Ariane Kari. Ihre Nachfolgerin Silvia Breher (CDU) ist gleichzeitig parlamentarische Staatssekretärin und war Geschäftsführerin eines Agrarverbands mit Verbindung zur Intensivtierhaltung.

Das Ministerium verteidigt die Personalentscheidung mit dem Argument, die Position sinnvoll in bestehende Strukturen einzubetten und keine zusätzlichen Kosten zu verursachen. Minister Rainer betont, dass der Tierschutz für ihn „von Anfang an höchste Priorität“ habe und verweist auf die Beförderung des bisherigen Leiters des Tierschutzbereichs, Ex-Tierarzt Prof. Markus Schick, zum Staatssekretär.

  • Peta: „Beschämende“ 100-Tage-Bilanz des Agrarministers
  • Silvia Breher (CDU) als neue Tierschutzbeauftragte unter Kritik
  • Ministerium: Keine zusätzlichen Kosten durch Personalentscheidung
„Alois Rainer verrät den Tierschutz.“ (Harald Ullmann, Peta)

Infobox: Die Tierschutzorganisation Peta kritisiert die Tierschutzpolitik des neuen Agrarministers scharf, insbesondere die Personalentscheidungen und geplante Gesetzesänderungen. (Quelle: BILD)

Fischotter-Abschuss in Bayern: Umweltverbände klagen gegen Ausnahmeverordnung

Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Bund Naturschutz in Bayern (BN) haben einen Normenkontrollantrag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) eingereicht, um den Abschuss von Fischottern landesweit zu stoppen. Die Organisationen kritisieren, dass die bayerische Staatsregierung mit der Änderung der jagdrechtlichen Ausnahmeverordnung gegen europäisches Artenschutzrecht verstoße. Besonders problematisch sei, dass auch Jungtiere geschossen werden dürfen und beim Fangen mit Kastenfallen eine hohe Verletzungsgefahr besteht.

Der VGH hat bereits die Allgemeinverfügung der Oberpfälzer Behörden vorläufig gestoppt, sodass derzeit keine Otter getötet werden dürfen. Teichwirte beklagen, dass ein Fischotter pro Jahr mindestens 400 bis 500 Kilo Nahrung benötigt, wovon etwa 95 Prozent Fisch sind. Der für die Jagd verantwortliche Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger betont, dass der Fischotter auch seltene Arten und Biotope gefährde.

Fischotter – Jahresbedarf 400–500 kg Nahrung (95% Fisch)
  • Normenkontrollantrag gegen Abschussregelung eingereicht
  • VGH stoppt vorläufig Otterabschüsse in der Oberpfalz
  • Teichwirte sehen ihre Bestände gefährdet
„Bayern muss bedrohte und streng geschützte Arten wie den Fischotter endlich schützen – und das geht nur mit einem Jagdrecht, das sich am Naturschutz orientiert.“ (Sascha Müller-Kraenner, DUH)

Infobox: Umweltverbände klagen gegen die Abschussregelung für Fischotter in Bayern und fordern einen strengen Schutz der Art. (Quelle: DIE ZEIT)

Unzählige Alpakas suchen ein Zuhause: Tierschutz Braunschweig unterstützt Vermittlung

Der Tierschutz Braunschweig unterstützt den Tierschutzhof Geißblatt im niedersächsischen Warpe bei der Vermittlung einer großen Gruppe Alpakas, die aus schlechter Haltung stammen. Da es sich um sehr viele Tiere handelt, werden sie nicht einzeln vorgestellt. Die Tiere sind nach Geschlechtern getrennt in einer Hengst- und einer Stutenherde untergebracht und gut sozialisiert. Es sind nahezu alle Altersstufen vertreten, darunter auch einige Fohlen.

Interessenten können sich direkt an den Tierschutzhof Geißblatt wenden. Der Braunschweiger Tierschutz betont, dass er keine Fragen zu den Alpakas beantworten kann und verweist auf die Kontaktmöglichkeiten des Tierschutzhofs.

  • Große Gruppe Alpakas aus schlechter Haltung sucht neues Zuhause
  • Alle Altersstufen vertreten, Tiere gut sozialisiert
  • Vermittlung über Tierschutzhof Geißblatt

Infobox: Der Tierschutzhof Geißblatt sucht für zahlreiche Alpakas aus schlechter Haltung neue Besitzer. Unterstützung kommt vom Tierschutz Braunschweig. (Quelle: T-Online)

Tierschutz Düsseldorf: Zehn-Punkte-Programm für eine tierfreundliche Stadt

In Düsseldorf setzt sich die Partei für Tierschutz mit einem Zehn-Punkte-Programm für eine tierfreundliche und nachhaltige Stadtpolitik ein. Pressesprecher und Kandidat Niclas Ehrenberg verteilte Rosen an Passanten, um Wertschätzung für Mensch, Tier und Natur zu symbolisieren und politische Gespräche anzustoßen. Das Programm sieht unter anderem vor, die jährlichen Zuschüsse für das Tierheim Düsseldorf auf mindestens 1 Million Euro zu erhöhen, eine Wildtierauffangstation einzurichten und Futter- sowie Wasserstationen für streunende Tiere in allen Stadtteilen bereitzustellen.

Weitere Punkte sind das Verbot der Tötung gesunder Tiere, die Schaffung von Pflegeplätzen, die Ausrichtung der Landesgartenschau in Düsseldorf, ein kommunaler Tierschutzpreis in Höhe von 5.000 Euro, tierfreundliche Stadtgestaltung, die Förderung von ÖPNV und Radwegen, die Sichtbarmachung des kulturellen Erbes und die Verankerung von Tierschutzbildung in Schulen und Kitas. Spitzenkandidat Torsten Lemmer unterstützt das Programm und betont, dass Tierschutz und moderne Stadtpolitik Hand in Hand gehen können.

  1. Tierheim Düsseldorf sichern – Zuschüsse auf mindestens 1 Million Euro erhöhen
  2. Wildtierauffangstation mit Bildungsangeboten
  3. Futter- und Wasserstationen für streunende Tiere
  4. Verbot der Tötung gesunder Tiere, stattdessen Pflegeplätze
  5. Landesgartenschau nach Düsseldorf holen
  6. Kommunaler Tierschutzpreis – 5.000 €
  7. Tierfreundliche Stadtgestaltung
  8. Stärkung von ÖPNV und Radwegen
  9. Kulturelles Erbe sichtbarer machen
  10. Tierschutzbildung in Schulen und Kitas

Infobox: Die Partei für Tierschutz in Düsseldorf stellt ein umfassendes Zehn-Punkte-Programm für mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit vor. (Quelle: Lokalkompass)

Verbandsklagerecht im Tierschutz: Bund blockiert, einige Länder ermöglichen Klagen

Die Bundesregierung plant nicht, Tierschutzverbänden auf Bundesebene ein Verbandsklagerecht einzuräumen. Das geht aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion hervor. Umweltverbände können jedoch bereits seit fast zwanzig Jahren auf Basis des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes (UmwRG) gegen umweltrelevante staatliche Entscheidungen klagen. Von 2019 bis 2023 nutzten Umweltverbände diese Möglichkeit durchschnittlich in 66 Fällen pro Jahr, davon betrafen im Zeitraum 2017 bis 2023 durchschnittlich drei Fälle pro Jahr die Genehmigung von Stallbauten nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz.

Acht Bundesländer ermöglichen anerkannte Tierschutzvereinen nach Landesrecht eine Verbandsklage. Bremen führte 2007 das Klagerecht ein, Hamburg und das Saarland folgten 2013. In Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein gilt das Verbandsklagerecht weiterhin. In Nordrhein-Westfalen wurde das Gesetz nach fünf Jahren wieder außer Kraft gesetzt. Die Ausgestaltung des Klagerechts variiert je nach Bundesland und reicht von Feststellungsklagen bis zu Anfechtungs- und Verpflichtungsklagen.

Bundesländer mit Verbandsklagerecht Bremen, Hamburg, Saarland, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein
Durchschnittliche Umweltverbandsklagen (2019–2023) 66 Fälle/Jahr
Stallbau-Klagen (2017–2023) 3 Fälle/Jahr
  • Bundesregierung lehnt Verbandsklagerecht für Tierschutzverbände ab
  • Acht Bundesländer ermöglichen Verbandsklagen im Tierschutz
  • Umweltverbände klagen jährlich in Dutzenden Fällen

Infobox: Während der Bund das Verbandsklagerecht für Tierschutzorganisationen blockiert, ist es in mehreren Bundesländern bereits etabliert. (Quelle: agrarheute.com)

Quellen: